Und er sitzt neben mir und erzählt und lacht und erzählt noch mehr und ich hör zu, und doch bin ich mit den Gedanken nicht ganz da. Warum nicht? Was will ich denn mehr? Warum kann er denn nicht „reichen“? Er ist bestimmt der Traum vieler Frauen: intelligent, hat Humor, sieht nicht schlecht aus, ist lieb und bemüht, er hat interessante Hobbys, ist sozial, fürsorglich und geerdet. Und trotzdem: irgendetwas fehlt.
„Sind die Schmetterlinge schon gelandet?“ fragt meine Freundin in einer subtilen Textnachricht.
“Sind sie das?” frag ich mich selbst in regelmäßigen Abständen und kann die Antwort nicht bejahen.
Müssen sie das denn überhaupt?
Kann es denn so schwierig sein in meinem Alter jemanden zu treffen, der mich einfach von den Socken haut? Oder, anders gesehen: kann Frau es sich leisten auf so jemanden zu warten und zu hoffen? Oder gibt es einen Zeitpunkt, ab dem sie sich einfach glücklich schätzen sollte mit dem was sie gefunden hat, denn es gibt (bei Gott) so viele schlechtere, unpassendere Exemplare.
Sollte ich einfach zufrieden sein, an die Bodenständigkeit in der etwaigen gemeinsamen Zukunft denken und mich auf etwas einlassen, bei dem ich dann eventuell das Risiko eingehe immer ein ganz kleines bisschen das Gefühl zu haben, dass etwas fehlt?
Dass ich vielleicht hätte anders entscheiden sollen?
Dass ich zu früh aufgegeben habe nach den Schmetterlingen zu suchen, an die Schmetterlinge zu glauben?
Ist es naiv die Schmetterlinge noch zu wollen, in einem Alter wo die meisten richtig guten Männer so oder so bereits längst vergeben sind?
Ein Mann sollte all das haben was er hat, er, der neben mir sitzt; Intelligenz ist wichtig, Humor noch wichtiger, die Art von Humor auch nicht unerheblich, man möchte doch über die selben Sachen lachen können. Und trotzdem. Da ist so eine kleine Stimme ganz im hintersten Eck meines Kopfes die mir immer wieder ganz leise und gemein zuflüstert:
„Fasziniert er dich?“
„Kannst du zu ihm aufschauen?“
„Fängt er dich, wenn du dich fallen lässt?“
Ich ignorier dieses fiese Stimmchen und stell es vorübergehend auf lautlos. Dennoch kann ich nicht umhin als mich in den klaren Momenten bevor mich der Schlaf überkommt, die Momente in denen man an den vergangenen Tag, das letzte Jahr, die nächsten Wochen und das Universum denkt, zu fragen, ob sie vielleicht Recht hat? Diese kleine Stimme, mit ihrer stichelnden Kritik?
Was geht die das denn an, ob mich der Mann an meiner Seite fasziniert, ob ich zu ihm aufschauen kann, ob er mich umwirft? Was weiß die denn schon, die hat wohl zu viele romantische Filme gesehen, zu viele breit grinsende Pärchenfotos in diversen sozialen Medien, die hat doch keine Ahnung vom wahren Leben.
Wer sagt denn, dass es so etwas für jeden gibt? Dass jeder die Chance darauf hat jemandem zu begegnen, der einen tatsächlich voll und ganz begeistert, fasziniert, bei dem man ins Schwärmen gerät jedes Mal wenn man von ihm spricht? Jemand, bei dem man nicht erwarten kann ihn wiederzusehen, weil man die Art wie er einen anschaut, wie er zuhört, wie er Fragen stellt und interessiert ist, wie er sich seiner bewusst ist ohne dabei überheblich zu sein, einfach nur unendlich attraktiv findet?